Zurück aus dem Sarek Nationalpark
Als wir alle Hunde eingeladen hatten, fiel wohl nicht nur mir ein Stein vom Herzen, denn alle waren sehr gut gelaunt. Sogar der Guide war plötzlich wie ausgewechselt und machte uns Komplimente (während von Beginn weg bis dahin mehrheitlich genau das Gegenteil der Fall war). Die Rückreise war vorerst etwas angespannt, da Charley und ich mit dem Guide im Bus wieder zurück gefahren sind. Wir entschieden uns beim nächsten Stop, bei einem Hotel und Restaurant noch vor Galliväre anzuhalten und dort etwas zu essen und zu trinken zu kaufen. Dann liessen wir die zwei Amerikanerinnen mit dem Bus weiter fahren. Charley, die Engländerin und ich fuhren mit dem PKW hinterher. So war es für uns eine angenehme Rückreise, mit einem weiteren Zwischenhalt an einer Tankstelle um nochmals etwas zu trinken zu kaufen.
Kalte Dusche
Als wir in der Jagdhütte zurück waren, nach einer weiteren fast 10-stündigen Heimfahrt, wollten natürlich alle warm duschen. Charley und ich liessen als Gentleman die drei Frauen zuerst duschen. Ich duschte als Letzter und es kam nur noch eiskaltes Wasser. Das war dann noch die Krönung, aber nach allem was ich erlebt hatte, war mir das kalte Wasser schlichtweg egal und ich zog mich dann direkt wieder mit frischer Kleidung warm an und ging in's Bett.
Am nächsten Morgen bemerkte ich noch etwas ekliges: am Fenster der Jagdhütte sah ich Schimmel. Bei genauerer Betrachtung war dieser Schimmel an diversen Wänden im Haus zu finden, das ganze Jagdhaus war voller Schimmel!
Für mich war klar, dass ich nicht noch eine weitere Nacht in dieser Hütte verbringen würde und auch nicht nochmals kalt duschen werde. Der nächste Tag war der letzte Tag der 'Expedition' und als Pflegetag auf der Husykfarm beschrieben worden. Für mich, der selber Schlittenhunde hat und in Alaska auf Huskyfarmen ein Doghandler war, war direkt klar, dass dies nichts anderes heissen würde, als dass wir nochmals, wie schon zu Beginn mehrmals (obwohl wir für diese Expedition viel Geld bezahlt hatten) gratis für die Besitzer arbeiten würden. Hunde füttern, Anlage säubern usw. Ich konfrontierte die Inhaber der Huskyfarm schon während der Expedition und auch danach über meine Ansichten. Aber sie waren schlichtweg nicht einsichtig.
Ich entschied mich somit dagegen, nochmals auf die Huskyfarm zu fahren und verabschiedete mich von allen anderen und reiste nach Lulea in die Stadt. Dort verbrachte ich noch zwei schöne Tage am Meer. Dann flog ich zurück in die Schweiz.
Freundschaft
Charley wurde zu einem guten Freund von mir und kam in den letzten Jahren immer wieder in die Schweiz zu Besuch, er meinte, dass er bis heute die Bilder und Aufnahmen nicht verwendet oder bearbeitet hat, da die ganzen Erfahrungen ihn zu sehr traumatisiert hatten. Er bestätigte mir auch mehrmals meine Schilderungen aus seiner Sicht.
Wie es mit dieser Huskyfarm weiter ging
Als ich zurück war kontaktierte ich das zuständige Veterinärsamt in Schweden, um die Missstände auf dieser Huskyfarm zu melden. Die zuständige Frau wusste schon Bescheid. Zudem war die Haltung der Anzahl Hunde begrenzt, sowie auch die Anzahl Würfe pro Jahr. Nun ich sagte direkt, dass drei Würfe im Jahr natürlich früher oder später zu einer grösseren Anzahl Hunde führen würde und dass auch ein Teil der Hunde an andere Musher verkauft werden würden, durch das, dass die Besitzerin selber etwas bekannt war in der Rennszene.
Der Mann der Besitzerin, welcher als Guide mit uns auf der Expedition war, versuchte mir nämlich auch schon während der Expedition Hunde zu verkaufen. Er wollte die Hunde mit dem sibirischen Look loswerden, welche sie wohl nur gekauft hatten, weil sie optisch die Kundschaft ansprechen würden. Ich fand es zwar ganz schöne Hunde, jedoch hatte ich mich schon länger entschieden, selber Alaskan Huskies zu haben. Eigentlich empfand ich es sogar so, dass das, was ich für die Expedition bezahlt hatte, nach allem was vorgefallen war, schlichtweg nicht angemessen gewesen war und die Anbieter auf vielen Ebenen sehr versagt hatten. Mir war es dann schlichtweg aber die Energie nicht Wert, einen Rechtsfall dagegen zu eröffnen.
Die zuständige Frau vom Veterinärsamt meinte, dass Huskyfarmen zur Zeit wie Pilze aus dem Boden spriessen würden und sie schlichtweg nicht alles kontrollieren könnten, nur schon wegen den Distanzen im Norden, aber dass sie definitiv eine Kontrolle durchführen würden. Auch meinte sie, dass die Huskyfarm KEINE Genehmigung hätte um mit Kundschaft zu arbeiten. Da machte es plötzlich auch Sinn, weshalb der Guide immer wieder betonte, wir wären privat auf einer Tour mit den Huskies, wenn wir Einheimische angetroffen hatten.
Ziemlich genau ein Jahr später schrieb mir Charley eine Nachricht, dass die ganze Huskyfarm, samt allen Hunden zum Verkauf stehen würde. Mir sagten sie noch zuvor, sie möchten noch eine weitere Huskyfarm, aufbauen welche näher am Flughafen wäre, für Tagestouren mit Kundschaft. Ich dachte dort schon: sind fast hundert Hunde nicht mehr als genug? Vor allem, wenn man diese nicht Artgerecht haltet und zudem noch während der Zeit sehr ausgebrannt und oft überfordert gewirkt hatte?
Daher bin ich sehr froh, dass diese Anbieter mittlerweile Geschichte sind und aus Nordschweden wieder in ihr ursprüngliches Herkunftsland ausgewandert sind. Denn die Region ist für nördliche Verhältnisse nah am neuen Wohnort meiner Familie in Nordschweden. Und meine Bemühungen, sowie meine Befürchtungen, dass diese Huskyfarm keine Zukunft hat, wurden bestätigt. Am Ende wurde für mich doch noch alles gut. Leid tun mir einfach die Hunde und ich hoffe sie haben neue, gute Plätze gefunden.
Meine eigene Vision für die Zukunft
In ferner Zukunft möchte ich mit meinen eigenen Hunden und befreundeten Musher(n) zurück in den Sarek Nationalpark und den Kungsleden Trail nochmals weiter erkunden. Dann aber vor allem mit vorbildlichem Umgang mit den Hunden und Teilnehmern und sehr präziser Planung einer eigenen arktischen Expedition. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Charley wieder mit von der Partie wäre. Unerfahrene Teilnehmer werde ich nicht mitnehmen oder in Gefahr bringen.